Die Chroniken von Deverry 04 - Der Magier von Deverry by Katherine Kerr

Die Chroniken von Deverry 04 - Der Magier von Deverry by Katherine Kerr

Autor:Katherine Kerr [Kerr, Katherine]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-06-25T16:00:00+00:00


An diesem Abend nahm in einem Gasthaus fünfzig Meilen flußabwärts von Pastedion der Habichtsmeister eine Mahlzeit aus Schweinebraten und gewürztem Gemüse zu sich, die er mit gutem Weißwein herunterspülte. Baruma hockte zu seinen Füßen und verschlang die Reste, die der Meister ihm zuwarf. Als ein Stück Schweinefleisch neben ihn fiel, griff er danach und fand sich dem Wolf gegenüber, der lauthals knurrte. Aus dieser Nähe konnte Baruma erkennen, daß die Augen des Tiers nur zwei glühende rote Lichtkreise waren. Er war so hungrig, daß er dieses Stück Schweinefleisch sogar gegen einen Dämon aus der Hölle verteidigt hätte.

»Verschwinde!« fauchte er. »Das gehört mir!«

Der Wolf fletschte die Zähne und legte die Ohren an.

»Was ist?« Der Habichtsmeister drehte sich um. »Was ist das da?«

»Ein Wolf, Meister. Er haßt mich. Er folgt mir überall hin.«

»Das ist kein echter Wolf, du Idiot. Wer hat ihn auf dich gehetzt?«

»Das weiß ich nicht.« Baruma dachte nach, soweit sein umwölkter Geist es zuließ. »Ein Feind.«

»Ich hatte ihn auch nicht für ein Geschenk eines Freundes gehalten.« Der Meister trat Baruma in den Bauch, aber nur leicht. »Wann ist er zum erstenmal aufgetaucht?«

»Vor Wochen. Nachdem ich Euch in Valanth aufgesucht hatte. Ihr habt ihn also nicht geschickt? Ich glaube, ich kann mich erinnern, daß ich das dachte.«

»Nein. Das ist wirklich interessant. Hat der Alte ihn geschickt, um dir nachzuspionieren?«

»Er hat das abgestritten. Aber er kann natürlich gelogen haben.«

»Mag sein. Ich denke, wir sollten herausfinden, wo er herkommt. Iß dieses Fleisch, aber langsam. Sorg dafür, daß der Wolf aufmerksam bleibt. Wer immer ihn beseelt hat, hat dafür gesorgt, daß er sich wie ein echtes Tier benimmt. Sehen wir, wie weit das geht.«

Als der Habichtsmeister aufstand, wandte der Wolf den Kopf und beobachtete ihn, aber ohne Bosheit und ohne echtes Interesse. Baruma ergriff die Gelegenheit und schnappte nach dem Fleisch. Während er kaute, starrte der Wolf ihn an und sabberte ein wenig, aber der Sabber verschwand, bevor er den Boden berührte. Baruma konnte hören, wie der Habichtsmeister etwas rezitierte, und ein Kreis aus blauem Feuer erschien, der ihn und den Wolf umgab. Als der Ring sich zuzog, fauchte der Wolf und sprang auf – aber es war zu spät. Er stieß gegen die unsichtbare Wand, die wie glasklarer Rauch aus den Flammen aufstieg, sprang wieder, heulte, warf sich abermals gegen die Wand, bis er schließlich zurückfiel und keuchend im Kreis liegenblieb. Die Ohren angelegt, knurrte er Baruma an und machte einen steifbeinigen Schritt nach vorn. Baruma schrie.

»Du Idiot!« zischte der Habichtsmeister. »Er hat es auf mich abgesehen. Ich bin direkt hinter dir.« Baruma hörte das Rascheln eines Hemdes, als der Meister sich hinter ihn kniete und ihm die Hand in den Nacken legte. Er spürte, wie er zusammensackte, als der Griff fester wurde und die Kraft des Meisters in seinen Geist drang und sein Bewußtsein tanzen und schwanken ließ, bis die ganze Welt auf die roten Augen des Wolfs reduziert war.

»Streck die Hand aus«, sagte der Meister. »Berühre ihn.«

»O nein, bitte nicht!«

Schmerz wie von feurigen Nadeln schoß ihm ins Genick. Als er



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